Das war eine Sternstunde der Demokratie: In einer beinahe zweistündigen intensiven Diskussion über die Möglichkeiten der Freibaderöffnung für das Dr. Ernst Wiedemann Bad in Mihla folgten die anwesenden Stadtratsmitglieder auf der Sitzung im Creuzburger Klostergarten dem Antrag der Freien Wählergemeinschaft Creuzburg, der Bürger für Ebenshausen und der UWG Mihla, das Bad nach Abklärung der Hygienevorschriften und ohne beschlossenen Haushalt zu öffnen.
Es gab hierzu viel Unterstützung von allen Fraktionen im Stadtrat. Jede Fraktion bekannte sich zum Öffnen des Bades und die Vorbehalte der Kommunalaufsicht, dies sei wegen den nicht beschlossenen Haushaltes rechtswidrig, wurden mit deutlichen Worten abgelehnt. So argumentierte Uwe Lüttge, Fraktionssprecher der UWG, damit, dass die EU zurzeit hunderte Milliarden ohne Haushalt ausgäbe, um auf die Krisensituation zu reagieren, in Mihla aber die als unaufschiebbar eingeschätzte Baderöffnung in Frage gestellt werde. Krisenzeiten erforderten gänzlich andere Entscheidungen wie bisher üblich. Rainer Lämmerhirt, Ortsteilbürgermeister von Mihla, bezeichnete die Badöffnung in der aktuellen Situation als „gesellschaftliche Aufgabe“.
Die anwesenden Schwimmmeisterinnen erläuterten die technische Situation und in einer Versammlungspause wurde der Beschlussantrag gemeinsam überarbeitet und zur Abstimmung gebracht. Alle anwesenden Stadtratsmitglieder plädierten für diesen Antrag und die darin festgeschriebene Baderöffnung am 14. Juni. Klaus Rindschwentner, Mitglied im Förderverein des Bades, hielt einen emotionalen Redebeitrag, in dem er die Notwendigkeit der Baderöffnung unterstrich. Markus Mayer stimmte den Inhalten der Beschlussvorlage für die CDU zu.
Bereits zu Beginn der Sitzung hatte Frau Schneider (FDP) den Antrag gestellt, den Haushalt des Amtes Creuzburg sofort vorzulegen und zu beschließen. Auch darin gab es sofort Unterstützung durch die anderen Fraktionen. Letztlich teilte die staatliche Beauftragte Frau Lippold mit, dass dies frühestens am 18. Juni möglich sei. Daraufhin verzichteten die Fraktionen auf einen diesbezüglichen Beschluss. Wenn dann am 18. Juni der Haushalt aufgestellt und beschlossen wird wäre damit auch die Heilung der Kosten für die Schwimmbaderöffnung ab dem 14. Juni gegeben.
Nun geht es im Freibad daran, die letzten Arbeiten umzusetzen. Das Wasserläuft seit dem 28.5. ins große Becken. Die Hygienevorschriften, die im Pandemieplan festgeschrieben wurden, gilt es nun in den nächsten Tagen umzusetzen. So sind zwei Öffnungsblöcke für den Badbetrieb geplant, einmal am Vormittag und dann nochmals am Nachmittag, um in den mittäglichen Schließzeiten säubern und desinfizieren zu können.
Der Förderverein des Bades hatte Unterstützung angeboten. Die wird auch dringend benötigt, um die zusätzlichen Kosten für die Umsetzung des Pandemieplanes nicht nur die Kommune zu belasten. Anschaffungskosten könnten durch den Verein übernommen werden und auch eine zusätzliche Arbeitskraft, die für die Säuberungen im Sozialbereich und die Flächendesinfektionen eingesetzt wird.
All diese Tätigkeiten werden nun von den Verantwortlichen mit viel mehr persönlichen Einsatz in Angriff genommen, denn es hat sich gezeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen.
Und, eine Lehre des gestrigen Abends, im neuen Amt Creuzburg ist sehr viel Potential für eine lebhafte und an der Sache orientierte Demokratie vorhanden, ein hohes Maß an Gemeinsamkeit, das bei allen Unstimmigkeiten, die gerade jetzt in Zeiten der bevorstehenden Wahl entstehen, auf eine optimistische Zukunft blicken lassen.
-Rainer Lämmerhirt-
Ortsteilbürgermeister Mihla
Mitglied des Fördervereins